Portrait des Ehrenmitglieds Prof. Wolfhard Semmler

Bastler, Tüftler, Teamplayer

Prof. Wolfhard Semmler, der in diesem Jahr Ehrenmitglied der Deutschen Röntgengesellschaft wird, gilt als Verfechter einer engen Zusammenarbeit von Medizin und Physik, denn nur im Team könne man Großes schaffen.

Von Anne-Katrin Hennig, 20.04.2015

„Da stand ich also an einem meiner ersten Arbeitstage, bereit alles aufzusaugen, was mir beigebracht werden würde, und was passiert? Man drückt mir ein Buch in die Hand. ,Lesen!‘ hieß es. Ich habe lieber einen Gegenvorschlag  gemacht: beim Experimentieren helfen. Das wurde akzeptiert, und sofort war ich mittendrin im Geschehen!“ So schildert Wolfhard Semmler den Beginn seines Werdegangs am Hahn-Meitner-Institut.
Man merkt, dass er andere gern an seinen Erfahrungen teilhaben lässt. „Daraus lernt man doch, und vor allem ist es wichtig, im Team gemeinsam auf ein Ziel hinzuarbeiten und – ganz wichtig – auch Fehler machen zu dürfen.“ Dafür fehle heutzutage oft die Zeit.

Wolfhard Semmler wusste schon früh, wo es für ihn hingehen sollte: „Als Kind habe ich schon gern getüftelt, ich habe sogar Raketen nachgebaut.“ Der Mondfahrt-Wettstreit der USA und Russland war in seiner Kindheit allgegenwärtig, und diese Bereiche haben ihn schon immer fasziniert.

„Ich habe mich schon früh für das Physikstudium entschieden, aber auch Geschichte hat mich sehr interessiert.“ Semmler ist geprägt von seinem Geburtsort und den Orten, wo er aufwuchs. Er wurde 1944 in Schlesien geboren, die Familie flüchtete bis nach Greußen in Thüringen. Aufgewachsen ist er dort und in der Nähe von Stendal. Erst kurz vor dem Mauerbau 1961 ging es für die Familie nach West-Berlin. Das Interesse an Ost-Europa war da bereits fest in ihm verankert. Mehrere Male war er in Polen, hat neben Auslandsaufenthalten in Dänemark und in den USA auch länger in Krakau gelebt.

Semmler, ein Weltenbürger, gilt als Brückenbauer zwischen der Physik und der Medizin: „Das eine kann nicht ohne das andere.“ Und immer wieder habe er in seiner Laufbahn betont, dass beide Disziplinen einander die Luft zum Atmen lassen müssen, damit durch Kreativität Ideen entstehen können.

Nach seinem Physikstudium, das er von 1967 bis 1972 in Berlin absolvierte, in dem sein Interesse für die Kernphysik geweckt wurde, und seinem Aufenthalt in Amerika entschied Wolfhard Semmler, dieses Gebiet wieder zu verlassen, weil es die Medizin war, die ihn auch immer fasziniert hatte und die Zeit dafür im Jahr 1979 einfach gekommen war. Er studierte rasch bis 1984 an der Freien Universität Berlin Humanmedizin und fand seinen Schwerpunkt: die Radiologie.

Unterstützung habe er immer erfahren, zum einen von seinen Förderern und Mitstreitern – Lindenberger, Recknagel, Mahnke, Sielemann in der Physik und Felix, van Kaick, Hamm, Claussen, Laniado und vielen anderen in der Medizin – und zum anderen von seiner Familie. „Ohne meine Frau hätte ich die vielen Schritte in meiner Karriere nicht gehen können.“ Ihr verdankt er aber noch etwas: sein Faible für klassische Musik. Seine Frau und seine drei Kinder haben allesamt ein Händchen für die Musik und üben sie inzwischen auch professionell aus. Gerne lauscht er dem Klavier-, Violinen- und Cello-Spiel seiner Familie.

Das ist es auch, was ihn ablenkt und wieder auf die Beine bringt, wenn es mal etwas stressiger zugegangen ist im Hahn-Meitner-Institut, an der FU, am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) oder an seiner letzten beruflichen Station, der Universität Heidelberg, wo er 1998 dem Ruf auf die C4-Professur gefolgt ist und die Leitung der Abteilung „Medizinische Physik und Biophysik“ im DKFZ übernahm.

Die Frage, was er zum Stressausgleich betreibt, amüsiert ihn ein wenig. „Wenn man tut, was man liebt, ist das doch genug“, schmunzelt er. „Außerdem hab ich meine Familie, das ist doch das schönste Geschenk im Leben.“ Daraus schöpft er also Kraft.

Und wo findet er seine Motivation? Wie hat er es geschafft, diesen Erfolgsweg zu gehen? Zwei Studiengänge in kürzester Zeit absolviert, davon beim Medizinstudium auch noch zwei Semester eingespart und nebenher in Vollzeit am Hahn-Meitner-Institut gearbeitet? Seine Antwort, vor allem an junge Doktoranden und Studierende gerichtet: „Man muss mit Volldampf und Herzblut an die Aufgaben herangehen.“ Und er fügt hinzu: „Begeistert euch, so wie ich begeistert war von unserem ersten 7-Tesla-Gerät, womit ich arbeiten durfte, oder vom allerersten Kontrastmittelbild, das ich gemeinsam mit meinen Kollegen machen durfte, denn gerade in der Welt der Medizin und Physik gibt es doch so viele Faszinationen.“

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